Von der Kunst des Ingenieurs
Die meisten Ingenieure heute lassen sich gerne Wissenschaftler nennen, sträuben sich jedoch gegen die Bezeichnung Künstler. Kunst, wie sie die Ingenieurschulen verstehen, ist überholt, eine Randerscheinung und vielleicht nutzlos. Sie ist zu "weich"; ihr fehlt die Härte und Strenge der Naturwissenschaften und mutmaßliche Objektivität der Technik.
"Motiv Kalender-Card 2002"
Tragwerksertüchtigung ehemalige
Siemens-Reiniger-Werke / Erlangen
Technische Zeichnungen haben jedoch, ob sie nun mit Bleistift und Feder am Reißbrett oder mit dem elektronischen Cursor am Computerschirm erstellt werden, wichtige Eigenschaften mit den Zeichnungen und Gemälden von Künstlern gemein. Beide beginnen mit einer leeren Seite. Jeder will die Vision seines inneren Auges darauf übertragen.
"Motiv Kalender-Card 2003"
Stahlverbundträger neues
Bürgerzentrum / Heroldsberg
Die von einem Künstler bei der Gestaltung seines Bildes getroffenen Entscheidungen scheinen ganz willkürlich zu sein, werden aber durch das Ziel geleitet, dass ihre Visionen, Einsichten und Sinnfindungen schließlich anderen vermittelt werden sollen. Jeder Künstler befolgt zudem, wenn er nicht gerade besonders anarchisch ist, gewisse Regeln, die zu einer bestimmten Periode oder einem Stil oder einer Richtung gehören.
"Motiv Kalender-Card 2006"
Glaskunstobjekte Amt für Versorgung
und Familienförderung / Würzburg
Wenn ein Ingenieur eine Zeichnung eines Gebildes - einer Maschine, eines Gebäudes oder eines Systems - anfertigen will, scheint ihm das fast keine Wahlmöglichkeiten mehr zu lassen. Der technische Entwurf ist jedoch überraschend offen. Ein Ziel lässt sich auf sehr vielen verschiedenen Wegen erreichen, von denen einige besser sind als andere, keiner jedoch in jeder Hinsicht der beste ist.
"Das innere Auge - von der Kunst des Ingenieurs" Eugene S. Ferguson